BWF Stiftung Prozess: 7. und 8. Prozesstag
Der Donnerstag, 7.07.2016 und Dienstag, 12.07.2016, waren geprägt von langwierigen Aussagen und rechtlichen Diskussionen.
Teilnahme an Dealgesprächen des Gerichts mit dem Goldhändler
Die Verteidigung eines Angeklagten wies das Gericht darauf hin, dass alle das Recht hätten, an den Dealgesprächen teilzunehmen. Das hätte der Bundesgerichtshof angeregt, um Klarheit und Transparenz herzustellen. Der Goldhändler S. hatte angefragt, ob sich das Gericht und die Staatsanwaltschaft Gespräche vorstellen könnten. Die übrigen Anwälte wollen an den Gesprächen als Zuhörer teilnehmen. Am 19.07.2016 hat das Gericht das Gespräch eingeplant.
Zeugenaussagen Mitarbeiter Vertrieb – Explosion der Gehälter
Ansonsten drehte sich alles um zwei Mitarbeiter der BWF Stiftung bzw. der TMS GmbH, die Geschwister wurden getrennt befragt. Der ehemalige Autohändler B. war zur BWF Stiftung gestoßen und hatte ursprünglich Vertriebsleiter werden sollen. Die Aufgaben hätten sich aber geändert. Auch er berichtete von angenehmer Atmosphäre, schwärmte von gemeinsamem Urlaub, Montagsfrühstücken, Essengehen und gemeinsamem Grillen. Man habe sich überhaupt keine Sorgen gemacht, da aufgrund einer Minenbeteiligung bei einer Firma Y einem Herrn P. ein Ertrag von ca. 20 Kg Gold pro Monat zugeflossen seien. Das habe er geglaubt. Ausserdem hatte sich sein Gehalt vom Automobilverkäufer zum Vertriebsmitarbeiter fast verzehnfacht. Die Gerüchte im Internet über eine Strafanzeige Herbst 2014 hätten auch eine Finte eines Mitbewerbers sein können. Wirklich Bauchschmerzen habe er bekommen, als die Rückabwicklung immer weiter verzögert worden sei im Januar und Februar 2015. Der angeklagte Wirtschaftsprüfer sei alle drei Monate zur Prüfung erschienen; das KPMG Gutachten hätte ihn auch absolut beruhigt: „ich ging davon aus, dass die das schon ordentlich machen“. Er wusste auch zu berichten: mir war klar, dass die BaFin die Verträge und das Konzept vorliegen hatte; das war zwar kein Thema für uns, aber wir meinten, wenn die sich nicht melden, werden die schon nichts gegen uns haben.
Schamanentum als Firmenbestandteil – zwangsbeglückte Mitarbeiter
Nachmittags wurde eine weitere Zeugin befragt. Frau B. war als Assistentin der Geschäftsführung eingestellt worden. Die 31 jährige schilderte sich motiviert, angetan von einer Firma, wo man „etwas gutes tun konnte“ und Mitarbeiter geschätzt würden. Kurze Zeit später stellte sich aber Ernüchterung ein. Die familiäre Atmosphäre hätte auch bedeutet, dass Privates und Sachliches vermischt worden wären. Länger schilderte die Zeugin, dass die Ehefrau des Goldhändlers ihr Leben auf Schamanentum und Heilung ausrichtet hätte. Anfangs sei sie offen gewesen dafür; sie hätte das Gefühl gehabt, dort bedrängt worden zu sein. Auch der finanzielle Aspekt dieser Gruppe sei ihr unangenehm. Längere Zeit gab sie Auskunft zu Heilungen, angeblichen negativem Karma und anderen Dingen rund um das Schamanentum. Ansonsten sei ihr nichts Negatives oder Auffälliges bekannt geworden. Nach knapp einem Jahr hätten beide gekündigt und sie sei ausgeschieden. Heute hätte sie erneut einen Job als Assistentin der Geschäftsführung bei einem Architekten.
Zeuge L. als Sicherheits-Assistent und Freund des Sohnes der Frau S.
Der ehemalige Sicherheits-Assistent wusste zu berichten, dass häufig Vertriebsmitarbeiter und seltener Kunden Tresorbesichtigungen vorgenommen haben. Er habe das mit dem Hund begleitet. Um den Hund nicht zu stressen, habe er vor dem Tresor gewartet. Es könnten ja nicht so viele Leute in den Tresorraum. Er habe nie etwas auffälliges bemerkt, sei aber auch Handwerker und nicht Händler….“in so was bin ich ein bisschen dumm“. Wenn er nicht Tresor-Besichtigungen begleitet hätte, habe er Verträge im Computer erfasst.